Hier wird Beethoven im Dezember 1770 geboren. In der kleinen kurkölnischen Residenzstadt erhält er ersten Unterricht auf den Instrumenten Klavier, Geige, Bratsche und in Kompositionslehre. Die Bonner Hofkapelle wird sein erster Arbeitsplatz.
Schon Beethovens Großvater war als Sänger am Bonner Hof angestellt. Später wurde er sogar Hofkapellmeister, nebenher betrieb er einen erfolgreichen Weinhandel.
Beethovens erster prägender Lehrer ist der Bonner Hoforganist Christian Gottlob Neefe. Er gibt Beethoven Klavierunterricht und lehrt ihn Theorie und Komposition.
“Werde ich einst ein großer Mann,
so haben auch Sie Theil daran.” Beethoven 1793 in einem Brief an Neefe
Dr. Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) über Neefe (0:59 Min.)
Die Familie Ries Lehrer & Freunde
Die Familie Ries ist eine bekannte Bonner Musikerdynastie. Sie ist eng mit der Familie Beethoven befreundet, wohnt in Bonn sogar in derselben Straße.
Johann Ries, geboren 1723, ist ein Mann vieler Talente. In der Bonner Hofkapelle wird er als Sänger, Trompeter und Geiger angestellt. Er tritt dem Orchester zur gleichen Zeit wie Beethovens Vater bei, bald wird Beethovens Großvater sein Vorgesetzter als Kapellmeister.
Johanns Sohn Franz Anton Ries, geboren 1755, ist Geiger in der Hofkapelle. Als Beethovens Mutter stirbt und der Vater in eine Krise stürzt, steht Franz Anton der Familie bei. Er unterrichtet den jugendlichen Beethoven auf der Geige, in der Bonner Hofkapelle wird Beethoven dann als Bratscher angestellt.
Das engste Verhältnis entwickelt Beethoven zu Franz’ Sohn Ferdinand Ries, der 1784 geboren wird und damit vierzehn Jahre jünger als Beethoven ist. Als Jugendlicher reist Ferdinand zu Beethoven nach Wien und wird von Beethoven, der sich an die lange Familienfreundschaft erinnert, herzlich aufgenommen. Ferdinand arbeitet viele Jahre für Beethoven und verfasst nach dessen Tod eine der ersten Biographien.
“Als mein Vater […] glaubte, es sei nunmehr Zeit, mich, da Bonn durch den Krieg tief herunter gekommen war, auswärts weiter auszubilden, da kam ich, fünfzehn Jahre alt, erst nach München und von da nach Wien. […] Die freundlichen Verhältnisse, worin mein Vater mit dem Knaben und Jünglinge Beethoven ununterbrochen gestanden hatte, berechtigten ihn zu den Erwartung, ich würde von diesem gut aufgenommen werden.” Beginn der “Biographischen Notizen über Ludwig van Beethoven” von Ferdinand Ries (gemeinsam mit Franz Gerhard Wegeler), 1838
Mit 21 Jahren erhält Beethoven vom Kölner Kurfürsten die Erlaubnis, für einen weiteren Studienaufenthalt nach Wien zu reisen. Weil zwei Jahre darauf die französische Armee unter Napoleon in Bonn einmarschiert, bleibt Beethoven den Rest seines Lebens in Wien.
In Wien nimmt Haydn eine Auszeit von der bald dreißigjährigen Anstellung bei der ungarischen Adelsfamilie Esterházy und arbeitet als freier Musiker. Er genießt die Früchte seines ausgezeichneten Rufs – und die Wiener Caféhauskultur.
“22 x für haidn und mich choko- lade.” Eintragung in Beethovens Jugendtagebuch, 1793
Beethoven bemüht sich in Wien schnell um Unterricht bei Haydn, den er zuvor in Bonn einmal getroffen hat. Das Verhältnis zwischen Haydn und Beethoven wurde wohl lange schlechter dargestellt, als es gewesen ist. Beide pflegen lebenslang Kontakt.
Der Unterricht bei Haydn dauert nur etwa ein Jahr. Auf seine Vermittlung hin übernimmt Johann Georg Albrechtsberger, Kapellmeister am Stephansdom, Beethovens Ausbildung. Dreimal die Woche paukt Beethoven bei ihm den komplizierten doppelten Kontrapunkt. Auch dieser Unterricht dauert nur etwas über ein Jahr.
Beethoven ist nicht nur Schüler, sein Leben lang gibt er als Klavierlehrer sein Wissen weiter. Neben Ferdinand Ries, der ihm von Bonn nach Wien folgt, gehört Carl Czerny zu den namhaftesten Klavierschülern Beethovens. Czerny ist zehn Jahre alt, als er Beethoven in Wien vorspielt. Im ersten Moment glaubt er, Robinson Crusoe zu begegnen, denn
“das pechschwarze Haar
sträubte sich zottig um seinen Kopf”. Czerny in seinen “Erinnerungen aus meinem Leben”, 1842
Über die Jahre betrachtet hatte Beethoven mehr weibliche als männliche Klavierschüler. Über die Frauen wird heute allerdings nur noch gesprochen, wenn Beethoven erotisches Interesse an ihnen hatte. Geschichtsschreibung kann unfair sein…
Dr. Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) über Beethovens Schülerinnen (1:17 Min.)
Beethovens Ankunft in Wien verschreckt einen der Lieblinge der Wiener Konzertgänger: Johann Nepomuk Hummel wurde ebenfalls bei Haydn, Albrechtsberger und Salieri ausgebildet, war zusätzlich aber auch Privatschüler von Mozart. Er gehört zu den führenden Pianisten seiner Zeit, bekommt durch Beethoven allerdings Konkurrenz.
Wie fast alle Beziehungen Beethovens ist auch diejenige zu Hummel ein ständiges Auf und Ab.
“Komme Er nicht mehr zu mir! Er ist ein falscher Hund und falsche Hunde hole der Schinder.” Beethoven 1799 in einem Brief an Hummel
“Herzens-Mazerl! Du bist ein ehrlicher Kerl und hattest Recht, das sehe ich ein.” Beethoven einen Tag später in einem Brief an Hummel
Dr. Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) über Beethoven als Freund (0:47 Min.)
Angesichts der Streitigkeiten, die Beethoven in großer Regelmäßigkeit führt, haben viele seiner Freundschaften eine erstaunliche Halbwertszeit.
“Hummel ist hier
und hat mich schon einige Male besucht” Beethoven in einem Brief zwölf Tage vor seinem Tod.
Die Trauerfeierlichkeiten zu Beethovens Tod im März 1827 zeigen noch einmal seine Bedeutung im Musikleben seiner Zeit. Einer der Sargträger ist Hummel, einer der Fackelträger der junge Franz Schubert, der sich von seinem Idol bei einem Besuch kurz zuvor verabschieden konnte. Beethovens Kollegen und Freunde wissen, was sie mit ihm verloren haben.