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Italiener im Norden

In Bonn wie in Wien begegnet Beethoven vielen italienischen Musikern, von denen einige großen Einfluss auf ihn ausüben. Auch wenn nationale Stile und Besonderheiten gepflegt werden: das Musikleben zu Beethovens Zeit ist international.

Dr. Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) über Italiener im Norden (1:25 Min.)

Der bei Venedig geborene Andrea Luchesi kommt etwa um Beethovens Geburt nach Bonn, wo er 1774 als Kapellmeister der Hofkapelle, der Beethoven später als Bratscher beitreten wird, angestellt wird.

Beethovens letzten regulären Unterricht in Wien erhält er wohl 1801 von Antonio Salieri, dem Kapellmeister der Kaiserlichen Hofkapelle. In den eher spontan gehaltenen Unterrichtsstunden des bei Venedig geboreren Salieri lernt Beethoven vor allem die Vertonung italienischer Texte.

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Ein stilisiertes Portrait eines Mannes im geknöpften Mantel
Joseph Willibrord Mähler: “Antonio Salieri”
Antonio Salieri ist ab 1774 kaiserlicher Kammerkomponist und bis 1792 Kapellmeister der italienischen Oper in Wien, ab 1788 folgt das Amt des Hofkapellmeisters. Große Erfolge feiert er mit seinen Opern und seiner Kirchenmusik. Er ist ein europaweit begehrter Lehrer und prägt eine ganze Komponistengeneration. Zu seinen zahlreichen Schülern gehören u.a. Hummel, Liszt, Schubert und auch Beethoven. Weil Salieri nach dem Tod seiner Eltern in jungen Jahren vom Wiener Hofkapellmeister aufgenommen und unterrichtet worden war, gibt er vielen mittellosen Schülern ebenfalls kostenlosen Unterricht. Sein Tod in geistiger Umnachtung ist Anlass für fantasievolle Spekulationen. Ein Zeitgenosse berichtet, Salieri habe sich selbst bezichtigt, Mozart vergiftet zu haben. Wahr sind wohl die wenigsten Geschichten.

Salieri und Beethoven pflegen zeitlebens ein gutes Verhältnis – erstaunlich bei der manchmal kaum zu überwindenden Sprachbarriere.

Kurz nachdem er mit seiner ersten Sinfonie in Wien auf sich aufmerksam gemacht hat, bekommt Beethoven den Auftrag, mit dem Choreographen Salvatore Viganò das Ballett “Die Geschöpfe des Prometheus” zu erarbeiten. Die Zusammenarbeit mit dem bei Neapel geborenen Tänzer (Neffe des Komponisten Luigi Boccherini) bleibt eine einmalige Angelegenheit, auch weil der “seine sache nicht ganz zum besten gemacht” hat – findet Beethoven.

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Zwei Mädchen in luftigen Gewändern tanzen miteinander.
Johann Gottfried Schadow: “Das Tänzertpaar Viganò”

Der italienische Komponist Gioachino Rossini berichtet, er habe Beethoven im April 1822 in Wien besucht. Rossini, der in Bologna wohnt, wenn er nicht auf sizilianischen Ländereien ausspannt, ist erschrocken über Beethovens bescheidene Behausung in der Wiener Landstraße – und über Beethovens Erscheinung:

Geboren in Florenz, ausgebildet in Mailand und Bologna: Luigi Cherubini ist ein reisefreudiger Mensch. Später arbeitet der Komponist in London, lässt sich schließlich in Paris nieder. Während eines zweijährigen Aufenthalts in Wien begegnet er auch Beethoven.

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Ein Portrait eines Mannes mit Lockenkopf.
Julien-Leopold Boilly: “Luigi Cherubini als Mitglied der Academie des beaux arts”
Ganz Frankreich liegt Cherubini zu Füßen, nur einer will so gar nicht in den großen Jubel einstimmen: Napoleon Bonaparte. Wie fast alle Monarchen Europas schätzt auch er vor allem italienische Musik und kann mit Cherubinis lauten Orchestrierungen nichts anfangen. So sehr ihm Paris fortan den Erfolg verweigert, so leidenschaftlich umjubelt man ihn in Wien. 1805 trifft Cherubini in der aufstrebenden Musikmetropole an der Donau fast alle musikalischen Größen seiner Zeit, Hummel, Salieri, Czerny, Vogler und natürlich Haydn und Beethoven. Letzterer macht seinem Ruf als Enfant terrible alle Ehre. Fachlich verehrt Beethoven Cherubini als einen der größten dramatischen Komponisten seiner Zeit, aber im alltäglichen Umgang lassen seine Manieren zu wünschen übrig. Der feine, stille, zurückhaltende Cherubini findet Beethoven etwas “brusque”. Trotzdem setzt sich Cherubini später in Paris massiv für Beethovens Werke ein, wird sogar Vorsitzender einer Societé zur Aufführung von Beethovens Sinfonien.

Beethoven bewundert den berühmten Repräsentanten des französischen Musiklebens. Cherubinis Opern werden in Wien rauf und runter gespielt – Beethoven ist als Zuhörer oft dabei. In seinen letzten Lebensjahren verfasst er mehrere schwärmerische Briefe.

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