“Indessen sagen dennoch die Italiener: zu Wien wäre nur das Hospital der Virtuosen, weil sie sich erst in alten Tagen hier zur Ruhe begeben.” Johann Georg Keyssler, 1730
In Bonn wie in Wien begegnet Beethoven vielen italienischen Musikern, von denen einige großen Einfluss auf ihn ausüben. Auch wenn nationale Stile und Besonderheiten gepflegt werden: das Musikleben zu Beethovens Zeit ist international.
Dr. Julia Ronge (Beethoven-Haus Bonn) über Italiener im Norden (1:25 Min.)
Der bei Venedig geborene Andrea Luchesi kommt etwa um Beethovens Geburt nach Bonn, wo er 1774 als Kapellmeister der Hofkapelle, der Beethoven später als Bratscher beitreten wird, angestellt wird.
“Im Jahre 1771 kam er […] mit einer italienischen Operngesellschaft als Kapellmeister hierher. Ueberhaupt genommen, ist er ein leichter, gefälliger und munterer Componist und reiner im Satze, als viele seiner Landsleute” Christian Gottlob Neefe, 1783
Beethovens letzten regulären Unterricht in Wien erhält er wohl 1801 von Antonio Salieri, dem Kapellmeister der Kaiserlichen Hofkapelle. In den eher spontan gehaltenen Unterrichtsstunden des bei Venedig geboreren Salieri lernt Beethoven vor allem die Vertonung italienischer Texte.
Salieri und Beethoven pflegen zeitlebens ein gutes Verhältnis – erstaunlich bei der manchmal kaum zu überwindenden Sprachbarriere.
“Wie sollte ich die deutsche Sprache gut gelernt haben, da ich erst fünfzig Jahre in Deutschland lebe?” Selbstbeschreibung Salieris nach Ignaz Franz von Mosel, 1827
Kurz nachdem er mit seiner ersten Sinfonie in Wien auf sich aufmerksam gemacht hat, bekommt Beethoven den Auftrag, mit dem Choreographen Salvatore Viganò das Ballett “Die Geschöpfe des Prometheus” zu erarbeiten. Die Zusammenarbeit mit dem bei Neapel geborenen Tänzer (Neffe des Komponisten Luigi Boccherini) bleibt eine einmalige Angelegenheit, auch weil der “seine sache nicht ganz zum besten gemacht” hat – findet Beethoven.
Der italienische Komponist Gioachino Rossini berichtet, er habe Beethoven im April 1822 in Wien besucht. Rossini, der in Bologna wohnt, wenn er nicht auf sizilianischen Ländereien ausspannt, ist erschrocken über Beethovens bescheidene Behausung in der Wiener Landstraße – und über Beethovens Erscheinung:
“Aber was kein Stift ausdrücken könnte, ist die undefinierbare Traurigkeit, die in allen seinen Zügen lag.” Rossini im Gespräch mit Richard Wagner, aufgezeichnet von Edmond Michotte, 1860
Geboren in Florenz, ausgebildet in Mailand und Bologna: Luigi Cherubini ist ein reisefreudiger Mensch. Später arbeitet der Komponist in London, lässt sich schließlich in Paris nieder. Während eines zweijährigen Aufenthalts in Wien begegnet er auch Beethoven.
Beethoven bewundert den berühmten Repräsentanten des französischen Musiklebens. Cherubinis Opern werden in Wien rauf und runter gespielt – Beethoven ist als Zuhörer oft dabei. In seinen letzten Lebensjahren verfasst er mehrere schwärmerische Briefe.
“Mit großem Vergnügen ergreife ich die Gelegenheit, mich Ihnen schriftlich zu nahen. Im Geiste bin ich es oft genug, indem ich Ihre Werke über alle andere theatralische schätze.” Beethoven in einem Brief an Cherubini, 1823